Papageien

Die Ordnung der Papageienvögel umfasst rund 350 Arten mit etwa 850 Unterarten. Die Systematik ist aufgrund neuer phylogenetischer Untersuchungen stark im Umbruch. Traditionell werden Papageien jedoch in zwei Familien unterschieden: Kakadus und "Eigentliche Papageien". Die beiden Familien der Ordnung unterscheiden sich neben der Genetik durch bestimmte körperliche Merkmale: Kakadus haben eine aufstellbare Federhaube, die in dieser Form nur noch der Nymphensittich besitzt. Ihnen fehlt jedoch die sogenannte "Dyck-Struktur" der Federäste, an der sich einfallendes Sonnenlicht bricht. Die Federäste der Eigentlichen Papageien verfügen über diese Struktur. Auch wenn den Eigentlichen Papageien die Federhaube fehlt, so haben doch einige Arten Nackenfedern, die sich zu einer Krause aufstellen lassen. 

 

Gemeinsame Merkmale aller Papageienvögel sind die Füße, bei denen zwei Zehen nach vorne und zwei Zehen nach hinten zeigen, und der gerundete Schnabel.

Viele Papageienarten nehmen mit dem Fuß Nahrung auf und führen diese zum Schnabel bzw. halten sie während des Fressens mit erhobenem Fuß fest, was nur in Ausnahmefällen in anderen Vogelgruppen vorkommt. Der Schnabel wird sehr variabel für eine Vielzahl von Aufgaben eingesetzt (etwas festhalten, Knabbern, Knacken, Aufschneiden, Aufnehmen von Nektar) und ist vor allem eine wichtige Kletterhilfe.

Alle Arten haben einen kräftigen Schnabel und ernähren sich von Samen, Beeren, Früchten, Blüten, Knospen und Wurzeln, viele fressen auch Insekten und deren Larven.

Alle sind gesellig, einige treten, vor allem außerhalb der Brutzeit, in großen Schwärmen auf. So umfassen Schwärme des Nacktaugenkakadus gelegentlich mehr als 70.000 Individuen. In einigen Gebieten der Welt gelten Papageien als Schädlinge angesehen, insbesondere in Australien können große Kakadu-Schwärme beträchtliche Schäden in der Landwirtschaft anrichten. Vor allem, wenn sich der natürliche Lebensraum der Vögel (stark) verändert  können Papageien als Ernteschädlinge auftreten, sie "vergreifen" sich dann besonders an Obst, Getreide oder Hirse.

Nektarfressende Papageien wie Loris besitzen oft eine Pinselzunge, die zur Aufnahme von Flüssigkeit geeignet ist. 

 

Papageien werden seit der Antike in Europa als Haustiere gehalten. Im Mittelalter galten sie als Luxustiere bei Hofe, mit dem Zeitalter der Entdeckungen ab 1492 gelangten immer mehr als Heimtiere nach Europa, wo sich die Haltung von Papageien als Statussymbol und Hobby entwickelte. Dies führte zur kommerziellen Massenzucht, zur Massenproduktion von Futtermitteln, Käfigen und sonstigem Zubehör sowie zu einem großen Angebot an Büchern und Zeitschriften, aber auch speziellen tiermedizinischen Angeboten. Seit der Änderung der Psittakose-Verordnung 2012 ist für die Zucht von Papageien in Deutschland keine Genehmigung mehr erforderlich. Heute werden rund 50 Millionen Papageien in Menschenhand (unter unterschiedlichsten Bedingungen...) gehalten. Die Zahl der Papageien in der Natur wird ebenfalls auf rund 50 Millionen geschätzt.

 

Einige Papageienarten wurden durch den Verlust ihrer Lebensräume und den Wildfang für den Handel bereits ausgerottet, bei weiteren Arten steht dies kurz bevor. Das macht diese Ordnung zu der am stärksten bedrohten innerhalb der Klasse der Vögel. Haltung und Handel von Papageien unterliegen daher Artenschutzvorschriften, einige Zoos und private Halter haben sich zusammengeschlossen und kooperieren in verschiedenen Zuchtprogrammen, um Arten zu retten und zu erhalten. Die größte genetische Reserve für Papageien weltweit ist im Loro Parque auf der Kanaren-Insel Teneriffa entstanden. Seit 1994 gibt es die Loro-Parque-Stiftung, die bereits 10 Papageien-Arten das (Über-)Leben gerettet hat.

 

In Gefangenschaft müssen Papageien mindestens als Paar, besser noch (je nach Art) im kleinen Schwarm gehalten werden.

Aras

Aras sind in Süd- und Mittelamerika beheimatet. Der Umfang der Gattung wird seit langem kontrovers diskutiert. Nach heutiger Auffassung gehören zu dieser Gattung noch acht Arten. Der Name Ara ist indigenen Ursprungs, das Wort wurde lautmalerisch aus dem Schrei der großen Arten gebildet. Innerhalb der Gattung können Größe und Färbung stark variieren, die Körperform ist aber immer ähnlich. Alle "Echten Aras" verfügen über eine nahezu unbefiederte Gesichtsmaske und einen sehr großen, kräftigen Schnabel. Der Schwanz ist lang und gestuft gefiedert. 

Der Lebensraum des Aras schrumpft, nicht zuletzt durch Raubbau und menschliche Siedlungen.

Die Größe liegt bei durchschnittlich 90 cm Körperlänge, die Spannweite beträgt zwischen ca. 90 und 115 cm. 

Der Hyazinth-Ara ist der größte Papagei.

Aras können eine extrem innige Beziehungen zu ihrem Halter entwickeln. Wichtig für das psychische Wohlbefinden ist die Verfügbarkeit von wechselndem Beschäftigungsmaterial, Spielzeug und - neben der menschlichen Bezugsperson - unbedingt mindestens eines Artgenossen. Die Haltung von Aras benötigt viel Platz, Zeit und extrem tolerante (oder schwerhörige) Nachbarn.

Graupapageien

Der Graupapagei ist er einer der größten Papageien Afrikas.

Aufgrund der hohen Intelligenz und Sprachbegabung zählt er in der Kognitionsforschung zu den bedeutenden Tierarten.

Es werden zwei Formen des Graupapageis unterschieden, der Kongo-Graupapagei (siehe Bilder) und der Timneh-Graupapagei. Es bestehen unterschiedliche Auffassungen, ob beide Formen als Arten oder Unterarten zu behandeln sind. Bei den sogenannten Königsgraupapageien, die zahlreiche rote Federn am Körper besitzen, liegt vermutlich eine krankhafte oder ernährungsbedingte Abweichung der Gefiederfärbung vor.

Graupapageien sind typische Baumbewohner. Der Lebensraum umfasst tropische Regenwälder, Mangroven und Feuchtsavannen. Die scheuen Vögel halten sich tagsüber paarweise oder in Kleingruppen auf, in der Dämmerung finden sie sich oftmals zu größeren Schwärmen zusammen.

Seit 1981 fallen Graupapageien unter das Washingtoner Artenschutzübereinkommen, seit 1987 sind sie nach europäischem Recht besonders geschützt und genießen seit 2017 den höchsten Schutzstatus. Ohne formelle behördliche Genehmigung ist jede Einfuhr und jede Vermarktung in der EU verboten, in Deutschland ist es eine Straftat. Dies gilt für lebende Vögel ebenso wie für Teile der Tiere oder für Eier.

Vasapapagei

Der Große Vasapapagei ist in 3 Unterarten unterteilt, der Kleine in 2. Vasapapageien leben in Wäldern und Baumsavannen (der Kleine Vasapapagei auch in Mangroven) in Madagaskar, Komoren und den Seychellen. Beide Arten verzehren überwiegend Früchte und Beeren, beim Großen Vasapapagei spielen Sämereien eine größere Rolle. Sie fressen bevorzugt unreife Früchte, was ihnen einen Vorteil verschafft gegenüber den Tieren, die erst die reifen Früchte fressen.

Die geselligen Vögel ziehen tagsüber in kleinen Gruppen von 10 bis 15 Tieren umher. An den Schlafplätzen können sich Gruppen von bis zu 200 Tieren bilden. Ihr Geschrei ist meilenweit zu hören.

Die Brutzeit ist mit 15 bis 18 Tagen für Papageien dieser Größe ungewöhnlich kurz, es brüten ausschließlich die Weibchen. Schnabel und Augenringe färben sich während der Brutzeit um.

Bei der Haltung in Zoos und Vogelparks spielt der Kleine Vasapapagei, für den es spezielle Zuchtprogramme gibt, eine größere Rolle. 

In Menschenhand wurden Große Vasapapageien bis zu 54 Jahren alt, Kleine Vasapapageien haben vereinzelt ein Alter von bis zu 34 Jahren erreicht.

Kakadus

Das auffälligste Merkmal von Kakadus ist die Federhaube, die je nach Erregungszustand flach angelegt oder hoch aufgestellt werden kann. Über eine extrem lange Haube verfügt der Palmkakadu. 

Kakadus sind in sehr unterschiedlichen Lebensräumen zu Hause, u.a. in den tropischen Regenwäldern der Pazifik-Region, aber auch in Kulturgebieten der gemäßigten Klimazonen im australischen Victoria oder Tasmanien. Sie sind monogam, die Paarbindung endet erst mit dem Tode eines Vogels. Kakadus nisten in Baumhöhlen.

Die Familie umfasst 6 Gattungen und 21 Arten. Einige Arten sind durch Lebensraumvernichtung bedroht. 

 

Links im Bild: der Inka-Kakadu

 

Nymphensittiche zählen im Prinzip zu den Kakadus. 1788 wurden sie als "Kakadu-Sittiche" bezeichnet. Die genaue systematische Einordnung innerhalb der Ordnung der Papageien ist bis heute nicht abschließend geklärt.

Alleine durch die Federhaube ist die Ähnlichkeit unverkennbar, allerdings haben Nymphensittiche gegenüber dem Kakadu einen langen Schwanz und eine deutlich schlankere Körperform.

Amazonen

1830 wurden diese Papageien "Amazona" genannt.

Die 32 Arten sind zwischen ca. 25 und ca. 45 cm lang. Die Hauptfarbe ist grün, die Arten unterscheiden sich durch unterschiedliche Schattierungen und Farbgebungen insbesondere an Kopf, Brust, Flügel und Schwanz, welcher bei allen Amazonen kurz und leicht abgerundet ist.

 

Die Namen leiten sich meist aus der Farbgebung (Blaustirn-, Gelbkopf-, Grünwangenamazone) oder ihrer Herkunft (Venezuela-, Puerto-Rico-, Jamaika-Amazone).


Wildlebende Amazonen erreichen durchaus ein Alter von 50 Jahren, in Gefangenschaft bis zu 70 Jahre.


In freier Wildbahn leben Amazonen in Schwärmen im Amazonasbecken und in flachen, mit Kakteen und Sträuchern bewachsenen Gebieten sowie im karibischen Regenwald.

 

Bild links: eine Kuba-Amazone

Loris

Die farbenprächtigen Loris (auch Honigpapageien) trinken Nektar. Außerdem ernähren sie sich von Pollen und weichen, saftigen Früchten. Zur besseren Nahrungsaufnahme ist ihre Zungenspitze mit bürsten- oder pinselartig aufrichtbaren Papillen besetzt. 

Werden Loris als Ziervogel gehalten, muss für sie eine im Handel erhältliche spezielle "Lori-Suppe" mit Wasser angerührt werden. Das Futter wird je nach Art ergänzt mit Pollen, Obst, stärkehaltigen Samen, Keim- und Lebendfutter und Zweigen mit Knospen.

 

Ihr Verbreitungsgebiet umfasst Australien und die benachbarte Inselwelt. Besonders viele Arten sind auf Neuguinea zu finden. Es gibt zwölf Lorigattungen mit mehr als 60 Arten.

 

Die Lebenserwartung in Gefangenschaft beträgt ca. 10 - 20 Jahre.

 

In vielen Vogelparks ist es möglich, Loris mit einem Nektar-Schälchen aus der Hand zu füttern.

Edelpapageien

Die Geschlechter sind eindeutig zu unterscheiden: die Männchen sind grün, die Weibchen rot/blau.

Es gibt 10 Arten.

 

Das Hauptverbreitungsgebiet umfasst Neuguinea und die umliegenden Inseln. Edelpapageien bewohnen Tieflandregenwälder und Mangroven.

Sie halten sich in freier Wildbahn meist in der Wipfelregion auf und kommen selten auf den Boden.

 

Edelpapageien werden aufgrund ihrer ausgesprochen schönen Färbung gerne in Volieren gehalten, sind allerdings aufgrund ihrer Lautstärke mit den rauhen, kreischenden Rufen nichts für sensible Ohren.

 

In Gefangenschaft können sie ein Alter von 30 Jahren erreichen.

Agaporniden

Die "Unzertrennlichen" sind eine Unterfamilie der Edelpapageien. Ihre Lebenserwartung beträgt in Gefangenschaft ca. 10 - 15 Jahre.

 

Ihr extremes Paarverhalten (Kuscheln, gegenseitige Gefiederpflege etc.) hat ihnen den Namen eingebracht - Lovebirds, Liebesvögel, Unzertrennliche und die wissenschaftliche griechische Bezeichnung Agapornis (agape: Liebe, ornis: Vogel). Dies bezieht sich aber nur auf die eigenen Artgenossen, gegenüber anderen Arten können die kleinen Afrikaner sehr rabiat werden.

 

Die Namen beziehen sich meist auf die Kopffarbe: Pfirsich-, Ruß-, Erdbeer-, Schwarz-, Rosen oder Grünköpfchen.

 

Sie sind beliebte Volierenvögel, dürfen jedoch wirklich niemals alleine gehalten werden. Ein kleiner bunter Schwarm und die Interaktion in der Gruppe ersetzt Ihnen jedoch den Fernseher!

Rostkappenpapagei

Der Rostkappenpapagei bewohnt tropische Regenwälder und Waldränder, hier bevorzugt er Baumbestände in der Nähe von Gewässern.  

In Teilen Brasiliens ist der Bestand aufgrund der andauernden Waldrodungen leicht zurückgegangen. In Peru und Brasilien leben die Papageien geschützt in Nationalparks und Naturreservaten.

 

Paarweise, in Familienverbänden oder im kleinen Schwarm geht es auf Nahrungssuche. Im dichten Geäst kann man die gut getarnten Papageien aufgrund ihrer durchdringenden Lautäußerungen entdecken.

 

Neben der Nominatform, dem Grünschenkel-Rostkappenpapagei (neuer Name: Ostampelpapagei), sind als weitere Unterarten der Gelbschenkel-Rostkappenpapagei (neuer Name: Westampelpapagei) und der Gelbschwanz-Rostkappenpapagei (neuer Name: Blassampelpapagei) bekannt.

Grünzügelpapagei

Grünzügelpapageien gehören zu den verspieltesten und lebendigsten Papageien. Erhalten sie in Gefangenschaft nicht genügend Aufmerksamkeit, können sie ihren Unmut sehr lautstark kundtun. 

Sie sollten mindestens zu zweit gehalten werden, von der Gemeinschaftshaltung mit anderen Sittichen oder Papageien wird allerdings abgeraten. 

 

Die Heimat ist das nördliche Südamerika - Venezuela, Guayana, Ostkolumbien und Ostperu. Hier bewohnt der Grünzügelpapagei tropische Lebensräume wie Wälder und Savannen, bevorzugt am Waldrand bis zu einer Höhe von 1100 m. Bewohnt werden Baumkronen hoher Bäume.

Im Quellgebiet des Rio Negro kommt es durch die Überschneidung des Verbreitungsgebietes beider Unterarten zu Mischformen.

 

Grünzügelpapageien schlafen in Höhlen – auch außerhalb der Brutzeit. Sie können bis zu 40 Jahre alt werden.

Sperlingspapageien

Sperlingspapageien gehören zu den Neuweltpapageien und zu den kleinsten Papageien überhaupt.

Sieben Unterarten sind bekannt, als Heimvögel werden meist Blaugenick-Sperlingspapageien (Heimat: Ecuador, Peru), Augenring-Sperlingspapageien (Heimat: Panama, Kolumbien) oder Grünbürzel-Sperlingspapageien (Heimat: Venezuela, Nordbrasilien) gehalten.

 

Der Blaugenick-Sperlingspapagei wird in Österreich und in der Schweiz auch als Blaunacken- oder Graurücken-Sperlingspapagei bezeichnet. 

 

Sperlingspapageien leben in Schwärmen mit bis zu 100 Individuen. Einige Arten leben im Regenwald, andere auf Ackerflächen und in Städten.

 

Eine mindestens paarweise Haltung ist aufgrund der engen Paarbindung und des extremen Paarverhaltens unbedingt erforderlich, besser noch ist die Haltung einer kleinen Gruppe.