Mit allen Sinnen

Welche Sinneswahrnehmungen haben Vögel? Sehen, schmecken, riechen, tasten - alles vorstellbar. Aber hören? Wo haben Vögel ihre Ohren? Haben sie überhaupt welche? Stört sie ihr eigenes Geschrei nicht, weil sie vielleicht gar nichts hören? Oh doch, Vögel hören. Sehr gut sogar. Sonst würden sich die ganzen Arien, die da im Baum gesungen werden, ja gar nicht lohnen. Und selbstverständlich sehen, schmecken, riechen und tasten sie auch - aber spätestens da wird es interessant. Vögel haben ein ganz anderes "Tasten" als wir.

 

Vögel können mit ihrem Körper – vor allem mit den Füßen – feinste Erschütterungen des Untergrundes wahrnehmen, also beispielsweise des Astes, auf dem sie sitzen. Dabei reagieren sie, wenn sie nicht sofort wissen, was die Erschütterung verursacht hat, mit Flucht oder zumindest Fluchtbereitschaft. Für viele Vögel ist dieser Vibrationssinn in freier Natur überlebenswichtig. Viele Vogelarten schlafen nachts gerne auf Ästen, die sich leicht im Wind bewegen (Wellensittiche z. B. schlafen gerne auf Schaukeln). Gerät der Ast durch Schlangen oder kletternde Fressfeinde in Schwingungen, bewegt er sich also anders als durch einen Luftzug, nehmen die Vögel dies über ihren Vibrationssinn auch im Schlaf wahr.

 

Immer wieder hört man auch, Vögel würden vor Erdbeben nervös werden und ggf. panisch auffliegen, lange bevor den Menschen etwas auffällt. So kann es bei im Haus gehaltenen Vögeln alleine schon durch die Erschütterungen eines gehenden Menschen vor allem nachts zu Panikausbrüchen kommen. 

 

Jungvögel im Nistkasten reißen oft in dem Moment den Schnabel auf, in dem sie durch feinste Erschütterungen spüren, dass ein Elterntier am Kasten landet. Hängt ein Nistkasten also an einer Stelle, an der häufiger Erschütterungen erfolgen, kann dies den Bettelreflex bei den Jungvögeln bereits auslösen.

 

Desweiteren ist die Vogel-Haut am gesamten Körper berührungsempfindlich. Der Tastsinn geht jedoch noch weiter -stößt ein Vogel z. B. mit einer Flügelspitze irgendwo gegen, überträgt sich der Druck über die Federn auf die Haut. 

 

Diese extrem feine Wahrnehmung macht es für Vögel so unangenehm, gestreichelt oder gar in der Hand gehalten zu werden. Noch dazu, wenn diese Hand sehr warm ist und/oder Druck ausübt. Der Fluchtreflex wird unterbunden, manche Vögel werden so völlig panisch. Einen Vogel in die Hand zu nehmen, sollte also immer mit äußerster Vorsicht und Behutsamkeit geschehen und nie länger als unbedingt erforderlich andauern. Größere Vögel lassen sich, wenn sie daran geduldig gewöhnt wurden, meist eher streicheln als kleinere, aber "Streicheltiere" in dem Sinne sind Vögel nie.

 

Schauen wir uns aber einmal die anderen Sinne der Vögel an - und hier beginnen wir mit dem Schnabel, auch wenn dieser im eigentlich Sinne kein "Sinn" ist, aber er ist für Vögel so elementar wichtig, dass wir ihn einmal genauer betrachten wollen:

Wie der Schnabel gewachsen ist

Der Schnabel dient in erster Linie der Nahrungsaufnahme, in zweiter der Gefiederpflege, die ohne Schnabel in der so wichtigen Gründlichkeit nicht möglich wäre.

Je nach Schnabelform erfüllt er aber viele weitere Funktionen. Insbesondere Vögel mit spitzen und ggf. auch langen Schnäbeln können sich mit diesen gut verteidigen (aber die kneifenden / schneidenden Bisse von Krummschnäbeln sind auch nicht zu unterschätzen!). 

 

Die enorm unterschiedlichen Schnabelformen, -arten und -größen haben sich im Laufe der Zeit in Anpassung an die Ernährung des Vogels entwickelt. Je breiter das Nahrungsspektum, um so „universeller“ ist der Schnabel - wie z. B. bei Drosseln.

Bei extrem spezialisierter Nahrung ist auch der Schnabel entsprechend speziell und um so auffallender ist sein Form (wie z. B. bei Flamingo oder Pelikan).

 

Die Innenseite des Oberschnabels ist berührungsempfindlich, was während der Nahrungsaufnahme besonders wichtig ist, insbesondere für Körnerfresser. Der Tastsinn des Schnabels ermöglicht es, Körner im Schnabel zu bewegen und durch die Drehungen den richtigen „Knackpunkt“ zu finden, um die Körner aufspalten und die Spelzen entfernen zu können. 

 

Verschiedene Schnäbel für verschiedene Ansprüche:

- der „Meißel“ macht es z. B. dem Specht möglich, in Holz lebende Insekten herauszuarbeiten

- die „Brechstange“ des Austernfischers ermöglicht es dem Vogel, die Schale von Muscheln aufzubrechen, um so an das Muschelfleisch zu gelangen

- Störche z. B. setzen ihren Schnabel in der Balz ein - das berühmte „Storchengeklapper“.

- der „Rüssel“ des Kolibris erlaubt das Ansaugen von Nektar aus Pflanzenkelchen. Der Kolibri „steht“ dabei irrwitzig schnell flatternd in der Luft an der Blüte.

- der mächtige und farbenfrohe Schnabel des Tukans dient u. a. als Erkennungszeichen und ist wie ein „verlängerter Arm“. Hiermit kann der Tukan auch etwas entferntere Früchte erreichen

- die Schnabelspitzen des Hornvogels treffen so fein aufeinander, dass diese wie eine Pinzette eingesetzt werden können. Bei diesen riesigen Schnäbeln kaum vorstellbar!

 

Schauen wir uns einmal unterschiedlichste Schnäbel an - im Anschluss folgen weitere Details zu verschiedenen Schnabelformen:

Krummschnäbel

Erste Bildreihe: die Schnäbel von Sittichen sind sich in ihrer Form immer ähnlich, gerundet mit relativ scharfer Spitze, können aber kürzer und dicker (1, Ziegensittich) oder länger und schmaler sein (2, Hoodedsittich).

Papageienschnäbel sind deutlich mächtiger (3, Edelpapagei) und können mühelos einen menschlichen Finger durchknacken (4, Hyazinth-Ara).

Zweite Bildreihe: Mit diesen Schnäbeln lassen sich vorwiegend Früchte, Nüsse und Samen gut fressen, außerdem werden sie auch intensiv als „Kletterhaken“ in Geäst und an Gittern verwendet.  

 

Dritte Bildreihe: Greifvögel haben einen kurzen, sehr kräftigen und vorne stark gebogenen Schnabel. Ein solcher Schnabel funktioniert wie ein Messer - an dieser Schnabelform erkennt man den überwiegenden Fleischfresser.

Hierzu gehören Habichtartige, Adler, Geier und Sekretär.

 

Links im Bild: Hooded-Sittich

Spitze Schnäbel

Erste Bildreihe: Weichfutterfresser haben einen spitzen, eher zierlichen Schnabel. Sie bevorzugen Früchte, Insekten und Weichtiere.

Zu den Weichfutterfressern gehören z. B. (von links nach rechts) Heckenbraunelle, Wacholderdrossel, Rotkehlchen und Star.

 

Zweite Bildreihe: unsere körner- und samenfressenden Wildvögel wie Finken, Meisen, Gimpel und Sperlinge benötigen einen kräftigen, kurzen, eher etwas dickeren Spitzschnabel, mit dem sie Schalen aufbrechen können. Der mächtige „Nussknacker“ z. B. des Kernbeißers ermöglicht es dem Vogel, Nüsse und Kerne (bis hin zu Kirschkernen!) aufzuspalten, wozu eine enorme Kraft erforderlich ist.

Von links nach rechts: Kohlmeise, Haussperling, Dompfaff und Kernbeißer.

 

Bild links: Sperlingsweibchen

Köpfchen in das Wasser...

Die Schnäbel von Vögeln, die ihre Nahrung im Wasser finden, weisen unterschiedliche Formen auf. Sie können als Kescher, Filter, Löffel oder Speer dienen.

 

Erste Bildreihe: ein Flamigoschnabel hat die Funktion eines Filters, womit der Flamingo Plankton aus dem Wasser filtert.

 

Zweite Bildreihe: der unpraktisch wirkende Schnabel des Löfflers ist Löffel und Filter in einem. Mit ihm löffelt und filtert der Löffler Wasserinsekten.

 

Dritte und vierte Bildreihe: der Schnabel des Pelikans hat die Funktion eines „Keschers“. Der Unterschnabel ist unglaublich dehnbar, dieser wird vom Pelikan seitlich durch das Wasser gezogen, so dass ihm hiermit „Fische ins Netz“ gehen.

 

Bild links: ein weiterer Fischfänger ist der Reiher. Er setzt seinen langen spitzen Schnabel als Speer ein.

 

Aber auch die Gefiederpflege ist mit diesen mächtigen Schnäbeln möglich!

Schnäbelchen

Die Schnäbel von Jungvögeln lassen häufig nicht erkennen, wie der Schnabel farblich später einmal aussehen wird, auch wenn die Form an sich bereits erkennbar ist. Insbesondere sehr lange Schnäbel, die so natürlich nicht „ins Ei passen“, wachsen sich später erst aus (erste Bildreihe, Bilder 3 und 4: der Weißstorch).

Aber auch Krummschnäbel können sich farblich oft noch stark verändern (dritte Bildreihe, Bilder 3 und 4: ein Schönsittich).

Den ganz jungen Spitzschnäbeln ist die links und auf dem ersten Bild (beides Sperlingskinder) sehr gut zu sehende gelbe Hautfalte gemeinsam, was ein weites Öffnen des kleinen Schnabels ermöglicht - hierin verschwindet gefühlt der halbe Kopf des erwachsenen Vogels bei der Fütterung.

In den Bildreihen können wir anfangs die Schnäbel des Jungvogels mit dem des erwachsenen vergleichen. Außerdem sehen wir die Fütterung verschiedener Küken. Anfangs füttern z. B. Sittiche vorverdaute Nahrung, die sie über den Schnabel direkt in den Schnabel des Jungvogels auswürgen; dieser Nahrungsbrei wird nach und nach fester. Junge Rotkehlchen oder Amseln werden mit kleinen (oder zerkleinerten) Insekten(teilen) gefüttert, später mit größeren Teilen oder ganzen Insekten.

Enten- und Schwanenküken hingegen sind Nestflüchter, sie schwimmen und laufen also direkt nach dem Schlüpfen den Altvögeln hinterher und nehmen ihre Nahrung selbst auf (Bildreihe 5, Bilder 3 und 4).

Auf den Zahn gefühlt...

Haben Vögel Zähne??

Bei den Schnäbeln von Gänsen oder Flamingos könnte man den Eindruck gewinnen, dass einige Vögel Zähne haben. Auf den Bildern gut zu erkennen sind spitze Zacken. Zähne sind dies, biologisch gesehen, jedoch nicht.

 

Die Zungenränder von Gänsen, Enten und Schwänen sind mit stachelförmigen Hornpapillen besetzt. Sie dienen, ebenso wie die Lamellen am Schnabelrand, dem Herausfiltern pflanzlicher und tierischer Nahrungspartikel aus dem Wasser.

 

Hüten Sie sich dennoch, von einem solchen Schnabel gebissen zu werden - auch wenn es keine Zähne sind, der Biss einer Gans oder eines Schwans kann ungeheuer kraftvoll und schmerzhaft sein!

Immer der Nase nach

Obwohl der Teil des Gehirns eines Vogels, der für die Wahrnehmung von Gerüchen zuständig ist, deutlich kleiner ist als bei Säugetieren, ist, widerlegen neuere Forschungsergebnisse, dass der Geruchssinn von Singvögeln und Papageien keineswegs schwach ausgeprägt ist, was lange Zeit angenommen wurde. Wissenschaftler konnten nachweisen, dass z. B. junge Zebrafinken und andere Singvögel den Geruch ihres eigenen Nestes erkennen.

 

Der Geruchssinn ist bei einigen Vogelarten sehr hoch entwickelt, z. B. beim Albatros. Er spürt bei seinen weiten Flügen über das Meer Nahrung mittels der Nase auf. Auch Wasservögel (z. B. Enten) und Aasfresser (z. B. Geier) nehmen ihre Nahrung am Geruch wahr. 

 

Eine Filterfunktion haben z. B. Röhrennasen. Diese sind aus mehreren schmalen, längs verlaufenden Hornstücken zusammengesetzt. Auf dem Schnabel sitzen zwei Röhren auf, die dazu dienen, das Salz aus dem beim Trinken aufgenommenen Meerwasser auszuscheiden. Diese Nase ist bei meist langflügligen, kurzschwänzigen Meeresvögeln zu sehen, z. B. bei Albatrossen und Sturmvögeln. Falls Sie sich schon einmal gewundert haben, warum Möwen Salzwasser trinken (können) - mit so einer Nase funktioniert's! 

 

Brieftauben orientieren sich über ihr rechtes Nasenloch. Ist dieses Nasenloch verstopft (bzw. wird es in Forschungen verklebt), benötigen die Tauben viel länger für ihren (Heim-)weg bzw. finden ihn nicht.

 

Die Wahrnehmung bestimmter Gerüche kann den Herzschlag eines Vogels beschleunigen oder verlangsamen.

 

Manchem Ziervogelhalter könnte schon einmal aufgefallen sein, dass einige Vögel (deutlich) auf Abstand gehen, nachdem man z. B. geraucht, Alkohol getrunken oder Knoblauch gegessen hat. Tun Sie Ihren Vögeln also den Gefallen, ihnen nicht Ihre „Fahnen“ entgegen zu hauchen, sie aber auch sonst nicht geruchlich zu belästigen durch die Haltung in stark (wonach auch immer) riechenden Räumen. Jegliche Varianten von Duftsprays, -bäumen, -ölen, Räucherkerzen etc. gehören nicht in Vogelnähe.

 

Schauen wir uns einmal unterschiedliche Vogelnasen an:

 

Bei manchen Vögeln ist die Nase unsichtbar unter dem Kopfgefieder versteckt (erste Bildreihe: Inkaseeschwalbe, Edelpapagei, Pfirsichköpfchen, Hyazinth-Ara).

 

Bei einigen Vögeln ist die Nase mehr der weniger ausgeprägt von Nasalborsten bedeckt (zweite Bildreihe: Rabenkrähe, afrikanischer Strauß, Weißnackenkranich, Opalracke). 

 

Die Nase einiger Vögel geht in das Kopfgefieder über oder ist mit eigenem Gefieder bedeckt (dritte Bildreihe: Ziegensittich, Kongo-Graupapagei, Großer Soldaten-Ara, Europäischer Uhu).

 

Wieder andere haben eine klar abgegrenzte Nase mit mehr oder weniger ausgeprägten, aber gut sichtbaren Nasenlöchern, (vierte Bildreihe: Aguja, Gelbbrust-Ara, Bourkesittich, Nymphensittich).

 

Bei Wellensittichen kann man an der Farbe der sogenannten Wachshaut der Nase sogar das Geschlecht erkennen - die Männchen haben eine glatte blaue, die Weibchen eine angerauhte braune Wachshaut. Bei Wellensittichen in „Sonderlackierung“ kann dies schwerer zu erkennen sein, bei den grünen und blauen ist dies meist ganz deutlich (fünfte Bildreihe: Hahn, Henne, Hahn, Henne).

 

In den weiteren Bildreihen gibt es noch mehr spannende Nasen zu sehen.

Adlerblick

Sehen ist der wohl wichtigste Sinn für einen Vogel.

 

Mit den seitlich am Kopf angeordneten Augen nehmen Vögel ihre Umgebung völlig anders wahr als wir mit unseren nebeneinander angeordneten und in dieselbe Richtung weisenden Augen, die zum großen Teil denselben Bereich überblicken. Hierdurch entsteht für uns ein großer Bildausschnitt, der räumliches Sehen ermöglicht, da beide Augen synchrone Bilder liefern. 

 

Die Gesichtsfelder der seitlich angeordneten Augen von Vögeln überschneiden sich nur geringfügig im vorderen Bereich. Dafür sehen Vögel aber in einem großen Gesichtsfeld, was seitlich geschieht. Mit leichten Kopfdrehungen können sie auch sehen, was sich hinter ihnen befindet. Da die Augen ein wenig beweglich sind, können auch Bereiche unmittelbar vor dem Schnabel mit beiden Augen fokussiert werden. In dem Moment überschneiden sich beide Gesichtsfelder vorübergehend stärker als auf der Zeichnung (Bild 1) dargestellt. Ansonsten könnten Vögel nicht erkennen könnten, was direkt vor ihnen ist, auf der Nahrungssuche ist dieses wiederholte kurze Fokussieren jedoch wichtig. Gut zu erkennen ist dieser Moment auf Bild 2, hier schaut sich Ziegensittich Sonrisa eine Trockenblüte sehr genau an. Der dunkelrote Bereich hinter dem Vogel auf Bild 1 ist der Bereich, in dem die Vögel mit seitlich "angebrachten" Augen nichts sehen können, wenn sie den Kopf geradeaus halten.

 

In der Natur ist der Überblick über die Umgebung für Wildvögel überlebenswichtig, so dass der fokussierte Blick nur verwendet wird, wenn sich der Vogel sicher fühlt, bzw. fokussiert er nur extrem kurz. Je mehr Vögel von ihrer Umwelt sehen, um so leichter können sie vor Fressfeinden oder anderen Gefahren rechtzeitig fliehen. Da die Vögel mit seitlich angeordneten Augen Fluchttiere sind, flüchten sie auch viel schneller bei der Wahrnehmung von Bewegungen als bei Geräuschen.

Auf die gefiederten Jägern wie Eulen oder Greifvögel trifft dies nicht zu. Hier ermöglichen die (ähnlich wie bei uns) nebeneinander und mehr nach vorne ausgerichteten Augen ein ausgezeichnetes dreidimensionales Sehen, das für die Jagd notwendig ist. In Bildreihe 2 erkennt man gut die z. T. deutlich weiter nach vorne ausgerichteten Augen der Jäger.

 

Junge Sittiche z. B. schlüpfen, wie auch viele andere Vögel, mit geschlossenen Augen. Diese öffnen sich erst mit der Zeit. Auf den ersten drei Bildern in der dritten Bildreihe sehen Sie einen Schönsittich im Alter von 9 Tagen, 3 Wochen und 5 Wochen.
Auf dem vierten Bild ist das Auge eines Princess-of-Wales-Sittiches zu sehen. Diese Sittiche können die Pupille weiten und verengen, z. B. in der Balz.

 

In der vierten Bildreihe sehen Sie auf den ersten beiden Bildern Wellensittich Grigio - auf dem linken Bild wenige Wochen alt, was durch die Wellen auf dem Kopf erkennbar ist, diese werden mit zunehmendem Alter weiß. Auf dem rechten Bild ist er 4 Jahre alt. Sein Auge auf dem "Jugend-Foto" ist vollständig schwarz, während erwachsene Wellensittiche einen weißen Ring um das Augeninnere haben, wie Sie an Grigios zweitem Bild und Wellensittich El Decimo auf dem dritten Bild sehen. Die Iris - auch Regenbogenhaut genannt - ist bei den meisten Vogelarten schwarz oder braun. Bei Eulen wird die Iris mit zunehmendem Alter dunkler. So lässt sich bei Eulen ebenfalls erkennen, ob die Vögel jünger oder älter sind. So einfach machen Ziegensittiche einem die Altersbestimmung nicht - Ziegensittich Giallo auf dem rechten Bild in der Reihe hatte zeitlebens große, dunkle Augen, was zu dem kindlichen Aussehen dieser Vögel beiträgt - nebst dem Schnabel, der immer zu lächeln scheint. 

 

In der fünften Bildreihe sehen Sie die beiden Möglichkeiten, wie Vögel ihre Augen schließen können - auf den ersten beiden Bildern schiebt sich die Nickhaut, eine dünne Bindehautfalte, über das Auge. Die Nickhaut wir auch als drittes Augenlid bezeichnet, sie sitzt im oberen inneren Augenwinkel. Damit die Augen nicht austrocknen, schiebt sich die Nickhaut schützend in regelmäßigen Abständen über die Hornhaut und sorgt damit dafür, dass Tränenflüssigkeit gleichmäßig verteilt wird - also wie bei uns.

Am Nickhaut-Rand befinden sich winzige, federartige Fortsätze. Beim Blinzeln entfernen diese Fortsätze Fremdkörper wie Staub oder Pollen. Dies ist z. B. für alle Vögel wichtig, die nah am Boden nach Futter suchen und dabei Staub und Schmutz aufwirbeln, z. B. Hühner. Kolkraben lassen ihre schneeweiße Nickhaut während der Balz immer wieder aufblitzen, Eisvögel setzen die Nickhaut ein, wenn sie Gefieder und Schnabel säubern oder erbeutete Fische gegen einen Ast schlagen. Und Fischadler schließen das dritte Lid kurz vor dem Eintauchen ins Wasser.

Auf den beiden weiteren Bildern sehen Sie das zum Dösen oder Schlafen geschlossene Auge.

 

Vögel verarbeiten optische Reize ganz anders als wir, sie können pro Sekunde viel mehr Bilder sehen. Ihr Gehirn verarbeitet optische Reize viel schneller. So sind sie in der Lage, auch im schnellen Flug ihre Umgebung immer scharf und weitgehend detailgenau zu sehen. 

 

Aufgrund des Aufbaus der Vogelaugen geht die Forschung inzwischen davon aus, dass das Farbsehen von Vögeln erheblich differenzierter als unseres ist. Wahrscheinlich können Vögel viel feinere Farbnuancen unterscheiden als wir. Im Gegensatz zu uns können Vögel (Insekten z. B. auch) ultraviolettes Licht sehen. Im Gefieder der meisten Vögel befinden sich Bereiche, die ultraviolettes Licht schlucken, andere Areale reflektieren diese Wellenlängen jedoch unterschiedlich stark. Würden wir unsere Vögel in direktem Sonnenlicht, das einen natürlichen UV-Anteil enthält, mit Vogelaugen sehen, würden manche Gefieder-Partien (z. B. Stirn und Wangen) stark aufleuchten. Möglicherweise spielt diese Wahrnehmung für Vögel in der Partnerwahl eine Rolle, auf jeden Fall können sie dadurch einzelne Vögel viel leichter unterscheiden als wir es können bei einem Schwarm Vögel, in dem für uns „alle gleich aussehen“.

 

Damit auch in Innenräumen gehaltene Vögel ihr volles Sehspektrum nutzen können, benötigen sie spezielle Vogellampen. Das Licht unserer gängigen Leuchtmittel enthält keinen oder nur einen sehr geringen UV-Anteil. UV-Licht ist für Vögel jedoch nicht nur rein optisch wichtig, es spielt auch eine bedeutende Rolle bei der Vitaminbildung im Körper, so dass insbesondere Vögeln, die ständig oder überwiegend drinnen gehalten werden, unbedingt eine spezielle „Bird Lamp“ zur Verfügung gestellt werden sollte, idealerweise mit Zeitschaltuhr.

 

Alle Lichtquellen, die mit einer Frequenz von unter ca. 150 Hertz und somit mit weniger als 150 Bildern pro Sekunde arbeiten, werden von den meisten Ziervögeln als flackernd wahrgenommen. Damit kann ein Fernseher, in dem wir die aufeinanderfolgenden Bilder als fließenden Film wahrnehmen, zu einer quälenden Abfolge flackernder Bilder werden. Vögel gehören also niemals in denselben Raum wie Fernseher!

 

Schauen wir doch mal einigen Vögeln tief ins (manchmal sogar blaue) Auge:

Hör mal, wer da zwitschert

Es ist gar nicht so einfach, zu erkennen, wo bei einem Vogel die Ohren sind. Bei unbefiederten Köpfen sieht man die Ohröffnungen leicht schräg hinter / unter dem Auge. Bei befiederten Köpfen erkennt man die Ohren meist überhaupt nicht. Gut zu sehen sind sie hier bei diesem Rosakakadu (Bild 1) und bei dem noch nahezu unbefiederten Bourkesittich-Küken (Bild links).

 

Die Gefiederpartie, die sich seitlich am Kopf schräg hinter / unter den Augen befindet, wird als Ohrdecke oder Ohrdeckfedern bezeichnet. Diese umgebildeten Konturfedern umgeben den äußeren Gehörgang und schützen das Ohr, außerdem verringern sie während des Fluges den Luftwiderstand und die Windgeräusche, verbessern aber auch die Aufnahme des Schalls. Bei einigen Vogelgruppen wie Geiern oder Laufvögeln können sie fehlen oder reduziert sein, bei anderen können sie farbig abgesetzt sein (z. B. beim Nymphensittich, Bild 2 oder beim Weißnackenkranich, Bild 3).

 

Einige Eulenarten haben auffallend verlängerte Kopffedern, die "Federohren". Diese bestehen aus vier bis acht Federn, haben mit dem Gehör aber nichts zu tun. Die wohl bekanntesten „Federohrenträger“ sind Uhu (Bild 4) und Waldohreule, es gibt sie aber auch bei einigen fasanenartigen oder bei der Ohrenlerche.

 

Zahllose Singvogelarten können sehr rasche Tonfolgen zeitlich viel deutlicher auflösen als wir. Sie nehmen Pausen zwischen den Tönen und Schwankungen in der Lautstärke wahr, die so schnell erfolgen, dass wir sie so nicht hören können. Das Gehör zahlreicher Vogelarten ist also mit Sicherheit sehr viel feiner als unseres, insbesondere das der bei Nacht jagenden Vögel. 

 

Außerdem können manche Vögel feinste Obertonschwingungen in den Schreien ihrer Artgenossen hören. Dadurch sind z. B. Pinguine in der Lage, ihre Partner und ihren Nachwuchs unter tausenden von Artgenossen zu finden, während für uns die Rufe der Pinguine nahezu alle gleich klingen. 

Auf den Geschmack gekommen

Etliche Nervenenden befinden sich bei Vögeln an der Zungenspitze. Anders als wir schmecken Vögel nicht mit der Zungenspitze, sondern verwenden sie zum Ertasten und Erforschen der Gegenstände in ihrer Umgebung und der Nahrung (1. Bildreihe). 
Mit der Zunge wird auch Nahrung im Schnabel bewegt und gedreht, so dass z. B. für einen Sonnenblumenkern der richtige "Knackpunkt" gefunden werden kann (2. Bildreihe).

 

Die Geschmacksknospen, also jene Bereiche, mit denen Vögel den Geschmack der Nahrung wahrnehmen, befinden sich im hinteren Bereich der Zunge. Forschungen an Papageienarten haben gezeigt, dass die Vögel die Geschmacksrichtungen süß, sauer, bitter und scharf wahrnehmen, wenn auch unterschiedlich stark. Wer seine Vögel aufmerksam beobachtet, wird schnell geschmackliche Vorlieben feststellen. Die meisten meiner Vögel fahren voll auf Möhrengrün ab. Viele mögen weiche Maiskörner, und meine Ziegensittich-Henne Jinda lässt z. B. für Blau- oder Himbeeren alles stehen und liegen, sie ist ein wahrer „Süßschnabel“.

Die Geschmacksrichtung „scharf“ scheinen Papageienvögel tatsächlich kaum wahrzunehmen, zumindest zeigen sich die meisten hier sehr unempfindlich. Manche mögen auch scharfe Chilischoten, deren Schärfe ihnen offenbar nichts ausmacht.

 

Zum Trinken (Bildreihe 3) ist die Zunge natürlich ebenfalls elementar wichtig. Vögel können Flüssigkeiten nicht wie wir aufsaugen, sie schöpfen Wasser mit dem Schnabel und lassen es dann mit zurückgelegtem Kopf in den Hals laufen. Bei Sittichen und Papageien kann man gut beobachten, wie Wasser mit schnellen Zungenbewegungen in den Schnabel befördert und dann geschluckt wird - ähnlich wie bei Hunden. Möwen sind in der Lage, das Salz des getrunkenen Meerwassers über die Nase wieder auszuscheiden. Loris haben eine lange, schmale Zunge, deren Spitze dicht mit Papillen besetzt ist. Wenn ein Lori seine Zunge in eine Blüte (oder wie hier in einen Becher nektarähnlicher "Lori-Suppe") steckt, richten sich die Papillen auf. Dadurch wird die Flüssigkeit wie mit einem Schwamm aufgesogen und beim Zurückziehen an Hautfalten im Gaumen ausgedrückt. 

 

Die Zunge ist natürlich auch ein elementarer Bestandteil der Gefiederpflege (Bildreihe 4).

 

Sehr spannend ist die Zunge eines Pinguins (linkes Bild): anatomische Studien deuten darauf hin, dass mindestens vier Pinguinarten keine Geschmacksknospen auf der Zunge haben. Ihre Zungen sind von steifen, spitzen und von einer Hornschicht überzogenen "Warzen" bedeckt. Diese Zunge dient in erster Linie dazu, schlüpfrige Beute zu packen und festzuhalten.

Da Pinguine ihre Beute am Stück zu vertilgen, lassen Funktion und Struktur der Zunge vermuten, dass Pinguine keine Geschmackswahrnehmung brauchen. Maximal scheinen sie sauer und salzig zu schmecken - was bei ihrer Nahrung ja aber auch ausreicht.

 

Bis zu einem gewissen Grade können Vögel auch über die Zunge Wärme abgeben. In dem Sinne schwitzen können Vögel nicht, und durch ihr Federkleid können sie sich bei Hitze nicht so einfach Erleichterung verschaffen. Überschüssige Körperwärme können sie nur über unbefiederte Körperpartien abgeben. Und so atmen manche Vögel bei Hitze mit weit geöffnetem Schnabel und mehr oder weniger nach vorne gehaltener Zunge (wie hechelnde Hunde) schnell ein und aus. Bei diesem "Kehlsackhecheln" werden Rachen und Lunge einbezogen und vergrößern so die wärmeabgebende Körperoberfläche (Bildreihe 5).

 

Bei einem lauten Schrei eines Vogels kann man mit Glück einen Blick auf dessen Zugen erhaschen, aber auch natürlich beim Gähnen (Beginn Bildreihe 6). Schauen wir uns mal ein paar Vogelzungen an:

Zeigt her eure Füße

Natürlich sind Vogelfüße, wie unsere, zum Laufen da. Das ist aber nicht alles und bei vielen Vögeln spielt das Laufen eine untergeordnete Rolle. Wozu auch, wenn man fliegen kann...
Es gibt aber ja auch Vögel, die gar nicht fliegen können, und für diese Laufvögel sind Füße natürlich elementar wichtig.

Für die Vögel, die sich mehr im Wasser aufhalten, sind zwischen den Zehen mehr oder weniger große Schwimmhäute vorhanden, die den Wasservögeln eine enorme Beweglichkeit im Wasser verleihen.

 

Vogelfüße sind sehr unterschiedlich gestaltet - je nach "Bedarf" und Lebensraum des Vogels - und entsprechend unterschiedlich einsetzbar. Mit den Füßen spüren die Vögel den Untergrund, auf dem sie sich bewegen. Sie können damit laufen, schwimmen, klettern, sich kratzen oder an etwas festhalten, Nahrung ausgraben und festhalten oder sogar töten.

 

Die meisten Vögel haben vier Zehen, nur der Afrikanische Strauß hat nur zwei. Die Anzahl der Zehenglieder ist jeweils um eine Einheit größer als die "Ordnungszahl" der jeweiligen Zehe - die erste Zehe hat also zwei Glieder, die zweite drei, die dritte vier und die vierte fünf. Die Ausrichtung der Zehen ist je nach Vogelart unterschiedlich, diese ist auf den Bildern gut zu erkennen. Links im Bild ist der Fuß eines Gelbbrust-Aras zu sehen, die Ausrichtung der Zehen bei Sittichen und Papageien ist: zwei nach vorne, zwei nach hinten.

 

Bei Greifvögeln werden die Füße auch als "Fänge" bezeichnet, Greifvögel, die ihre Beute mit den Füßen (und nicht mit dem Schnabel) töten, nennt man "Grifftöter".

 

Werfen wir doch einmal einen Blick auf unterschiedlichste Vogelfüße - und was sie so alles können: